Dokument: Charles Blanc (1813-1882): Der Kunstkritiker und Publizist

Titel:Charles Blanc (1813-1882): Der Kunstkritiker und Publizist
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20040914-000939-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Pietsch, Kristiane [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Körner, Hans [Gutachter]
Prof. Dr. Hülsen-Esch, Andrea von [Gutachter]
Stichwörter:Kunstkritik, 19.Jahrhundert, Politik, Kunstpolitik, Salon, Salonkritik, Kunstjournalismus
Dewey Dezimal-Klassifikation:700 Künste und Unterhaltung
Beschreibung:Der Kunsttheoretiker, Kunstkritiker, Kunstjournalist, Direktor des Bureau des Beaux-Arts, Gründer der Gazette des Beaux-Art und Initiator des ‘Musée des copies‘ Charles Blanc (1813-1882) gilt als widersprüchliche Persönlichkeit. Die komplexe Strukturierung der Person Charles Blanc, die durch eine enorme Anzahl von Publikationen und eine Vielzahl von Tätigkeitsbereichen und Projekten geprägt ist, spiegelt sich in der Rezeption wider. Sein Leben, seine Schriften, und Werke erfahren zu allen Zeiten unterschiedliche Bewertung. Analog zu seinen mannigfaltigen Beschäftigungen und zu den wechselseitigen Positionen, die er bezieht, entsteht ein zwar facettenreiches und uneinheitliches Bild, das jedoch nicht heterogen genannt werden darf.
Charles Blanc vereint in sich die für die Kunstkritik des 19. Jahrhunderts charakteristischen Elemente eines Literaten und Journalisten und ist als deren Repräsentant zu betrachten. Diderot dient ihm offensichtlich als Vorbild. Einerseits ist Blanc der auf Prinzipien basierende Kunsttheoretiker und Kunstkritiker, der durch seine szientifische Einstellung den Geist des 19. Jahrhunderts verkörpert. Andererseits betont er das literarische, poetische Element. Verstand und Gefühl sind für Blanc bei der Beurteilung von Kunstwerken die Grundvoraussetzungen. Dies wird in einer allumfassenden Weise, als Ganzheit in seiner kunstjournalistischen Tätigkeit evident. Die Arbeit eines Kunstkritikers und Kunstjournalisten muss nach Blanc als ‘Gesamtkunstwerk‘ von Verstand und Gefühl erfolgen.
Der Salonbericht stellt für Blanc gleichsam ein Forum für die Präsentation seiner Standpunkte und Ansichten über Kunst und das Kunstwesen dar. Die aktuell relevanten Aussagen werden in einen zeitlosen, das heißt, allgemeingültigen Rahmen aus Kunstgeschichte, Kunsttheorie und Philosophie implantiert. Die Salonbesprechungen und Ausstellungsberichte machen nicht nur Blancs breit gefächerte Persönlichkeitsstruktur transparent, sondern insbesondere auch Entwicklungsstadien die seiner Interessen- und Aufgabengebiete. In ihnen zeigt sich der kontinuierliche Prozess, den Blancs Schaffen durchläuft. Sie sind Teile seines Gesamtkunstwerkes, das den Zugang zur Kunst ermöglicht. Blancs Salonbesprechungen wiederholen sich und insistieren mit einer gewissen Penetranz auf ästhetisch philosophischen und kunsttheoretischen Grundsätzen des Verfassers. Er repetiert seine Aussagen manchmal über Jahrzehnte hinweg in exakt gleichem Wortlaut. Die Salonkritik beinhaltet verschiedene Perspektiven: die des Kritikers, des Rezipienten und in späterer Zeit auch des Kunstmarktes. In den frühen Artikeln wird eine noch fehlende Systematik von Prinzipien evident. Der kunsttheoretische Informationsgehalt wird in den 1840er Jahren auf der Ebene der Deskription vermittelt. In den späten Salon- und Ausstellungsberichten erscheint Blanc dezidiert als Lehrender. Der didaktische Aspekt wird zunehmend dominant. Dies zeigt sich auch in den Berichten zu den Weltausstellungen. Ein weiteres differenzierendes Kriterium der frühen und späten Salonartikel liegt im Fehlen der harschen Kritik, die in den 1860er Jahren ostentativ präsent ist. In der frühen Phase dominieren ein einfühlsames, teilweise poetisches und philosophisches Erläutern und Beschreiben. Die Berichte von 1868 und 1869 verdeutlichen einen in der Person Charles Blancs vollzogenen Wandel vom Kritiker hin zum Ausstellungsmacher, Organisator und Kunstexperten.
Das außergewöhnlich enge Verhältnis zu seinem Bruder Louis Blanc stellt ein essentielles Kriterium in Charles Blancs Schaffen dar. Der Historiker und Politiker Louis Blanc hat mit der meistgelesenen sozialistischen Schrift, der programmatischen Abhandlung L‘organisation du travail, dem Volk die ökonomischen Probleme in praktischer und verständlicher Weise nahe gebracht. Louis legt aufgrund seiner Beziehungen im Bereich der Presse den Grundstein für Charles Blancs kunstjournalistische Arbeit. Inwieweit Charles Blancs Schriften und Projekte von Louis Blancs Gedankengut direkt beeinflusst worden sind, lässt sich in den meisten Fällen aufgrund fehlenden Quellenmaterials nicht beantworten. Allgemein ist jedoch zu konstatieren, dass 'Travail littéraire', der dritte Teil der L‘organisation du travail, einen erheblichen Einfluss auf Charles Blancs gesamtes Schaffenswerk ausgeübt hat. Charles Blancs Verflechtungen mit der politischen Gesinnung seines Bruders erfahren Transparenz. Die Blanc-Brüder präsentieren die ihre Zeit prägende Synthese aus sozialpolitischen, literarisch schöngeistigen und wissenschaftlichen Faktoren. Sie entsprechen dem Bild einer neuen Gesellschaftslehre, die die Harmonie zwischen den verschiedenen Tätigkeitsbereichen der Menschen herstellt. Aus den Schriften der Blanc-Brüder entsteht gleichsam ein Zeitmosaik.
Charles Blancs publizistisches Wirken und die sein Leben bestimmende Liebe zur Kunst finden einen besonderen Ausdruck in der Gründung der Gazette des Beaux-Arts. Blancs genereller Auftrag an die Kunst: Demokratisierung, Bildung, Erziehung und Kommunikation, findet in der Konzeption der Zeitschrift ihren Niederschlag. Seine lebenslange Intention gilt dem Erklären und Näherbringen von Kunst und Kunstwerken. Indem er sämtliche Medien nutzbar macht, versucht er einem möglichst breiten und großen Rezipientenkreis den Weg zum Verständnis der Kunst zu bereiten. Die Würde der Kunst ist sein oberstes Primat und der Zugang zum Kunstwerk sein dominierendes Anliegen. Seine Ausstellungsbesprechungen, seine Publikationen und seine gesamte kunstjournalistische Tätigkeit stehen unter dem Anspruch der Kommunikation mit dem Rezipienten. Charles Blanc ist die Verkörperung des humanen, das heißt eines über den Menschen zu erfolgenden und zu realisierenden Zugangs zum Kunstwerk.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Sonstige Einrichtungen/Externe
Dokument erstellt am:14.09.2004
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:27.05.2004
Datum der Promotion:27.05.2004
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