Dokument: Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb: Eine Untersuchung zum Erwerb der Struktur und Flexion von Nominalphrasen

Titel:Merkmalsgesteuerter Grammatikerwerb: Eine Untersuchung zum Erwerb der Struktur und Flexion von Nominalphrasen
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20050812-001185-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Eisenbeiss, Sonja [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Clahsen, Harald [Gutachter]
Prof. Dr. Wunderlich, Dieter [Gutachter]
Stichwörter:Spracherwerb, Kindersprache, Deutsch, Nominalphrase, Artikel, Kasus, Genus, Numerus, Flexion, Nomenlanguage acquisition, child language, German, noun phrase, article, case, gender, number, inflection, noun
Dewey Dezimal-Klassifikation:400 Sprache
Beschreibung:Die zunehmende Annäherung von theoretischer Linguistik und Spracherwerbsforschung hat in den letzten zehn Jahren zur Entwicklung minimalistischer Modelle der menschlichen Sprach(erwerbs)fähigkeit geführt (vgl. Chomsky 1995, 2001, Wunderlich/Fabri 1995, Jackendoff 1997, Clahsen 1996, Friedemann/Rizzi 2000). Im Rahmen dieser Modelle versucht man, sowohl den Anforderungen an linguistische Beschreibungen natürlicher Sprachen als auch den Anforderungen an realistische Modelle des Spracherwerbs gerecht zu werden. Da jede der beteiligten Disziplinen dabei ihre eigenen Erkenntnisinteressen, Fragestellungen, Methoden und Erklärungskonzepte in die Diskussion einbringt, stellt sich zum einen die Frage, welche dieser Konzepte dem Untersuchungsgegenstand selbst am besten gerecht werden können; zum anderen muß man sich mit den Implikationen dieser Konzepte für die Interaktionsmöglichkeiten von Spracherwerbsforschung und theoretischer Linguistik befassen. Hierzu soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag leisten.
Im Mittelpunkt steht die konzeptuelle Weiterentwicklung und empirische Überprüfung der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus. Diese beruht (i) auf der Hypothese, daß sich die Eigenschaften natürlicher Sprachen allein aus der Interaktion von Grammatikarchitektur, generellen formalen Prinzipien und den einzelsprachlichen Merkmalsspezifikationen ergeben, und (ii) auf der Annahme, daß der Grammatikerwerb durch die Interaktion von Input, Grammatikarchitektur, angeborenen formalen Prinzipien und angeborenen Prädispositionen für die Instantiierung von Merkmalen gesteuert wird.
Die empirische Basis für die Überprüfung dieser Annahmen bilden umfangreiche quantitative Analysen des Nominalphrasenerwerbs in sieben Korpora von monolingualen deutschen Kindern (1;11 bis 3;6). Ergänzend werden vorliegende Studien zum Erwerb einer Reihe von typologisch zum Teil sehr unterschiedlichen Sprachen herangezogen.
Die bei diesen Untersuchungen erzielten empirischen Befunde zur Nominalphrasenentwicklung zeigen die Fruchtbarkeit der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus. Sie sprechen nämlich zusammengenommen dafür, daß der Hypothesenraum spracherwerbender Kinder durch angeborene formale, aber nicht domänenspezifische Metaprinzipien und angeborene Kategorisierungsprädispositionen begrenzt ist und durch Implikationsbeziehungen zwischen Merkmalsinstantiierungsprozessen sowie durch die Zugänglichkeit von Auslöserdaten intern strukturiert wird. Zugleich liefern die Befunde zum Nominalphrasenerwerb Evidenz für die Annahme, daß die grammatischen Repräsentationen, die Kinder im Verlauf ihrer sprachlichen Entwicklung aufbauen, zwar von Anfang an durch die angenommenen formalen Universalien beschränkt sind, aber anfangs noch nicht den zielsprachlichen Repräsentationen entsprechen. Dabei scheint der Aufbau zielsprachlicher Repräsentationen durch einen form- und merkmalsbasierten Erwerbsmechanismus gesteuert zu sein und auf dem Aufbau von Lexikoneinträgen für funktionale Elemente und der Integration von Merkmalsspezifikationen in diese Lexikoneinträge zu beruhen.
Ausgehend von den empirischen Befunden werden die möglichen Implikationen der Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus für die Interaktion von Spracherwerbsforschung und theoretischer Linguistik diskutiert. Insbesondere wird dargelegt, daß die Bedeutung der Grammatiktheorie für die Erwerbsforschung maximal ist, wenn für sprachliche Wissenssysteme von Anfang an dieselben formalen Prinzipien gelten wie für Erwachsenensprachen und man Beschränkungen des Hypothesenraums spracherwerbender Kinder auf diese Prinzipien zurückführen kann. Umgekehrt sind Spracherwerbsbefunde gerade dann besonders interessant für die linguistische Theoriebildung sein, wenn die strukturellen Repräsentationen, die Kinder im Verlauf ihrer sprachlichen Entwicklung erzeugen, noch nicht denen der Erwachsenensprache entsprechen. Dann könnten Kindersprachdaten nämlich einen Typ von Evidenz liefern, den die entsprechende Zielsprache nicht bereitstellt. Wenn die in der vorliegenden Arbeit diskutierte Idee des merkmalsbasierten Strukturaufbaus auf zutreffenden Annahmen basiert, sollte dies der Fall sein.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Sonstige Einrichtungen/Externe
Dokument erstellt am:12.08.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:28.04.2003
Datum der Promotion:28.04.2003
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